"Federleichte" Wissensvermittlung

08.+15. März 2025

Seminar des ODF Hessen zum Thema Federn

 

Eine Fortbildung der besonderen Art hat sich der ODF Hessen für seine Mitglieder einfallen lassen. Das Federseminar, das erstmalig am 8. und 15. März 2025 in Niedernhausen stattfand, ging über die Grundlagenvermittlung in der jagdlichen und falknerischen Ausbildung weit hinaus.  Aufgrund des großen Interesses (über 60 Mitglieder hatten sich angemeldet) ist noch im Herbst eine Folgeverststaltung geplant.  Die Gruppengröße war daher auf 20 Personen pro Seminartag begrenzt.

 

Welche Geheimnisse verbergen sich denn noch in der Welt der Federn, werden sich manche gefragt haben.

 

Über den Tellerrand einmal hinauszuschauen, war vermutlich das Motiv der 20 gestandenen Falknerinnen und Falkner sowie Jungfalknerinnen und -falkner für die Teilnahme an diesem Seminar. Niemand wurde enttäuscht. Dass nicht nur die Falknerei  eine eigene und komplexe Materie darstellt, sondern auch die „schlichte“ Vogelfeder, durften die Teilnehmenden an diesem Tag eindrucksvoll erfahren.

 

Referent Ralph-G. Lösekrug hatte für alle etwas zu bieten. In seiner sympathischen Art präsentierte er vor allem eine beeindruckende, genehmigte wissenschaftliche Federsammlung europäischer Vogelarten, u. a. auch wunderschöne Federpräparate  von Greifvögeln wie das eines Seeadlers. Der studierte Forstmann hat bis zu seiner Pensionierung viele Jahre in enger Zusammenarbeit mit der Staatlichen Vogelschutzwarte in Hessen als Mitarbeiter des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) bei der Grunddatenerhebung in EU-Vogelschutzgebieten maßgeblich mitgewirkt.  

 

Das Seminar teilte sich in mehrere  Abschnitte: u. a. einen Vortrag und mehrere praktische Übungen.

 

Zu Beginn seines Vortrags erläuterte Lösekrug die Einsatzgebiete der „Federkunde“ im praktischen Naturschutz und der Öffentlichkeitsarbeit. Federn sind in großer Stückzahl vorhanden, sie verfügen über eine lange Haltbarkeit im Gelände, die nachträgliche Bestimmbarkeit gefundener Federn ist auch nach Jahren noch gegeben. Ein sicherer Artnachweis ist auch mit bloßem Auge möglich. Federn können Träger vieler Informationen wie Art, Alter, Geschlecht, Stoffwechsel, Mauser etc. sein. Zudem geschehe die Mitnahme von Mauserfedern oder Federn toter Vögel zur späteren Bestimmung und Archivierung, ohne Arten und Habitate zu beeinträchtigen. Wichtige Einsatzgebiete von Federn im Naturschutz sind für die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit vorgesehen, da deren Ästhetik und Funktionalität fasziniert und damit die Begeisterung an der Vogelwelt, der biologischen Vielfalt und damit dem Naturschutz allgemein gefördert wird. Zielgruppen sind daher auch Waldkindergärten und Schulen. Die fachliche Öffentlichkeitsarbeit findet anlässlich von Seminaren bei Naturschutzverbänden oder Schulungen sonstiger Naturinteressierter statt. Der spätere Verbleib der wissenschaftlichen Federsammlung ist im Leibniz-Institut für Biodiversitätsforschung in Bonn vorgesehen.

 

Was haben wir gelernt?

 

Aufgrund der Vielzahl an Informationen an diesem Tag nachfolgend einige Erkenntnisse in beliebigen Auszügen.

 

Für die Methodik der Bestimmung des Todeszeitpunkts spielt auch der Mauserstand eine wesentliche Rolle. Ein Greifvogel besitzt 3000 bis 4000 Federn und der Mauserverlauf verläuft artspezifisch nach einem bestimmten Schema. Rotmilane mausern zügig von Mai bis spätestens September, um teilweise in den Süden zu ziehen. Alters- und Geschlechtsdimorphismus spielen eine wichtige Rolle bei der Bestimmung ebenso wie das Ruhe- und Prachtkleid. Falkenfedern sind besonders bei Jungvögeln wegen der Ähnlichkeit der Arten bisweilen schwer zu bestimmen.

 

Perlstare erhalten ihr metallisch glänzendes Gefieder im Frühjahr nicht durch Mauser, sondern nur durch Abnutzung der weißen Federspitzen. Enten und Gänse können es sich leisten, ihr Großgefieder (Flügel- und Schwanzfedern) in einem kurzen Zeitraum gleichzeitig zu vermausern, da sie ihre Flugfähigkeit als Wasservögel für einige Wochen entbehren können. Entenfedern sind sehr fest, dazu dienen auch die Glanzstrahlen im Handflügel.  

 

Die Dicke der Federspule sagt etwas über die Gewichtsklasse des Vogels aus, zum Beispiel bei einem zehn Kilo schweren Gänsegeier oder fünf Kilo schweren Seeadler. Die Biegefestigkeit der Flügelfedern bei Greifvögeln ist sehr hoch, im Gegensatz zu den recht spröden Federn bei Hühnervögeln. Das Großgefieder im Jugendkleid ist beim Greifvogel häufig länger als das Altersgefieder und weicht in der Färbung bei vielen Arten deutlich vom Erwachsenenkleid ab. Letzteres dient sicherlich auch der Abschwächung aggressiver Reaktionen bei der Revierverteidigung.

 

Ralph-G. Lösekrug will bei aller Begeisterung für die Federn nicht verhehlen, dass seine Arbeit oft auch ein Kampf gegen die Windmühlen der Bürokratie ist. An der Sammlung einer Feder hänge oft ein Wust an  Rechtsvorschriften und Genehmigungsverfahren, die noch dazu von Land zu Land variieren. Trotzdem will der Pensionär weitermachen, wie er verriet. Ralph-G. Lösekrug brennt eben für die Feder.

 

Dank an Ralph-G. Lösekrug, den ODF Hessen und an Tanja Schorlemer.

 

Annette C. Borngräber