Adlerbeizjagd auf Reh

16. Oktober 2021

Mit Katrin und Alexander Junker hatte ich (Berthold Geis) mich zur Adlerbeizjagd auf Reh verabredet. Mit dabei war Freund und Nachbar Günther Schöner, der das alles fotografisch und filmisch fest halten sollte (von ihm stammen auch die Fotos in diesem Bericht, Danke.).

 

Im wunderschönen Mittelgebiergsrevier von Jagdpächter Herbert Weise trafen wir uns morgens bei bestem Wetter. Herbert und Alex hatten noch je einen Jagdfreund (Marco und Scholle) als „Treiber“ mitgebracht, nach einigen Vorbesprechungen ging es dann auch schon direkt los.

 

Das junge Steinadlerweib „Irene“, nach dem englischen „Eireen“ ausgesprochen, war ebenfalls fit und wir „Treiber“ sowieso. Noch!! Ja und dann ging es angeführt von Herbert in einer Streife voran. Zunächst tat sich nichts, aber Wild, vor allem Sauen, schienen hier aktiv zu Gange zu sein. Überall war der Boden von diesen aufgebrochen, was unschwer zu übersehen war. Fleißig drückten wir Deckung und Dickung nacheinander durch, ab und zu sprangen auch Rehe ab, aber teilweise für Mensch und Adler nicht einsehbar. So einfach ist es eben nicht in einem Mittelgebiergsrevier die Rehe passend zu treiben. Die erste gute Chance kam dann doch eher überraschend, als wir eine Hecke durchdrückten und  schon dachten, dass wieder nichts „drin“ war. Auf den letzten Zentimeter sprang dann doch noch ein Reh ins hohe Altgras, und der Adler konnte anjagen, holte es schnell ein, stieß aber durch das hohe Gras behindert nicht erfolgreich zu. Einige unbeteiligte Zuschauer die auf einem Traktor Anhänger in der Nähe Brennholz aufluden, wunderten sich durchaus, da der Jagdflug nur wenige Meter vor ihnen endete und sie somit die beste „Aussicht“ auf das Geschehen hatten.

 

Kurz vor Mittag, die Beine wurden schon müder, legten wir dann erstmals Pause mit einer kleinen Stärkung ein. Ich muss Alex insgeheim bewundern, schleppte er doch die ganze Zeit das Adlerweib mit 4,9 kg Jagdgewicht auf seiner Faust durch das unwegsame, hügelige Gelände. Nach der Pause und einem Wechsel in ein anderes Revierteil wurde es dann mit Anblick von Rehwild besser. Kati kroch unermüdlich wie zuvor, auf Händen und Knien durch Schwarzdornhecken und machte so einige Rehe hoch. Manchmal hörte man trotzdem ihre unterdrückten Schmerzensrufe, wenn sich wieder mal ein paar Dornen in ihre Hände gebohrt hatten.  

 

Alex hatte dann auch ein paar Flüge, leider hielten die Rehe sich nicht an unseren antizipierten Fluchtweg, aber das ist halt die Jagd. Entweder flüchteten sie ungesehen auf der anderen Seite heraus oder der Adler konnte sie im Flug nicht mehr erreichen, weil sie sofort wieder in einer der hier nahestehenden Hecken verschwanden und somit unerreichbar waren für ihn. Für uns Treiber etwas frustrierend, hatten wir endlich eins hoch gemacht, konnte man die Chance nicht richtig nutzen. Eigentlich hätten es 2-3 Adler sein müssen, die dann samt Falkner strategisch richtig abgestellt würden, so hat immer irgend etwas nicht gepasst.

 

Einen zweiten spannenden Flug konnte man noch beobachten, als der Adler eine starke Rehgeis leicht Hang aufwärts flüchtend nach schneidigem Flug einholte, und in der nächsten Hecke noch zustieß. Leider hatte er auch da wieder keinen Erfolg, aber so langsam merkte man, dass „Irene“ immer schärfer wurde.

 

Wir „Treiber“ (Kati, Scholle, Marco, Herbert und ich) gingen das hügelige Gelände hoch und runter, drückten Altgrasbestände, Hecken und kleine Knicks durch, (dabei machten wir ab und zu auch Fasane hoch,) doch wir konnten weitere Rehe leider nicht günstig für Alex und seinen Jagdkameraden „präsentieren“. Auch Günther hatte so natürlich Schwierigkeiten das ganze filmisch fest zu halten. Langsam wurde man doch erschöpfter, Kati übernahm auch jetzt mal den Steinadler zum tragen von Alex, um ihn und seinen linken Arm etwas zu entlasten. 

 

Kati schien das ganze körperlich scheinbar nichts auszumachen, im Gegenteil. „Da drücken wir nochmal durch,“ diese Hecke machen wir noch“ gab sie vor und schon war sie wieder auf Händen und Knien in dieser verschwunden. So eine „Treiberin“ mit solchem Eifer hatte ich bis jetzt noch nicht gesehen oder erlebt, wollte Kati ihren Mann Alex und „Irene“ doch noch zum Erfolg bringen – ohne die Hilfe von motivierten Treibern ist das gezielte (!!!) Beizen von Rehwild in solchen Revieren nicht möglich.

 

Plötzlich sprang ein Reh hangabwärts den Hügel hinab, Alex stand oberhalb auf einer Anhöhe und ließ mit lautem Ruf „Adler frei“ diesen von der Faust. Kraftvolles anjagen, aber die Distanz reichte nicht bzw. „Vorteil Reh“. Kurz vorm zuschlagen flüchtete dieses wieder in eine Hecke, der Adler steilte vor dieser auf und stürzte senkrecht auf der anderen Seite auf das Reh. Leider konnten wir anderen das durch die Hecke verdeckt nicht genau beobachten. Alex der hinter her gelaufen war, meinte aber, dass der Adler kurzen Kontakt hatte, aber nicht packen konnte! Schade, das wäre noch ein krönender Abschluss des Tages gewesen.

 

Da wir doch alle jetzt körperlich müde waren und auch der Tag sich seinem Ende neigte, beschlossen wir für heute „Jagd vorbei“. Herbert lud uns noch zu seiner Jagdhütte ein wo wir den Tag mit dem Erzählen des erlebten und einem Imbiss ausklingen ließen.

 

Es war ein wunder schöner Jagdtag den wir mit Jagdfreunden und mit unserer Leidenschaft, der Falknerei, verbringen konnten. Ganz herzliches „Falknersdank“ nochmal an Herbert Weise, der uns in sein Revier eingeladen hatte, solche Jagdpächter findet man nicht oft!

 

Berthold Geis

1. Vorsitzender ODF Hessen