Beizjagd mit Sperber

01. April 2019

Prolog:

 

Bereits im vorletzten Jagdjahr hatte ich mir eine Ausnahmegenehmigung zur Haltung eines Sperbers besorgt und mir sodann einen Nestlings-Sperber nach Hause geholt. Nach erfolgreicher Aufzucht und Abtragen des Vogels machte ich aber einen absoluten Anfängerfehler, der zum Verlust des Vogels führte:

 

Nach dem Training des Jungvogels wollte ich diesen in die Voliere zurücksetzen. Und, weil das junge Weib als Handaufzucht ja so schön locke war, löste ich die Langfessel und die Drahle außerhalb der Voliere. Aber, obwohl dies einem festen Ritual entsprach, sprang er dieses Mal nur in Richtung der in der Voliere nächstgelegenen Sitzstange, um sodann blitzschnell über meinen Kopf hinweg davonzufliegen. Keine Ahnung, was an diesem Tag mit der Kleinen los war, dass sie gleich so heftig durchstartete. Aber „das hat er doch noch nie gemacht“ brachte mich an diesem Tag auch nicht wirklich weiter. Leider ist es mir nicht gelungen, den Vogel wieder einzuziehen. Er trug natürlich weder Sender noch Bells, was die Sache nicht gerade erleichterte – ich habe ihn nie wieder gesehen, obwohl ich tagelang singend, pfeifend und rufend in der näheren und weiteren Umgebung herumgelaufen bin, teilweise eine tote Elster hinter mir herziehend. Zu dieser Zeit bin ich wohl nur knapp einer Einweisung in eine psychiatrische Fachklinik entgangen ….

 

Von einer Bäuerin vom nahegelegenen Aussiedlerhof hörte ich einige Zeit später, dass er Tage danach noch auf ihrem Hof bei der Vogeljagd gesehen wurde. Also scheint er zumindest erfolgreich gejagt zu haben, sonst hätte er nicht mehrere Tage in Freiheit überlebt.

 

Diesen Erfahrungen trug ich beim Neubau einer weiteren Voliere Rechnung und ich baute eine neue Voliere – dieses Mal aber eine solche mit Schleuse! Und seither gibt es bei mir die eiserne Regel, dass Langfessel und Drahle erst in der Voliere, bzw. der Schleuse abgenommen werden.

 

Klingt selbstverständlich? Oh, ich habe seither mit einigen erfahrenen Falknern gesprochen, denen Ähnliches passiert ist, sei es mit Wanderfalken oder Habichten.

 

Daher meine dringende Empfehlung für einen Beizvogel, der schnell ist wie kein anderer: Eine Schleuse an der Voliere ist beim Sperber ein absolutes Muss!!!

 

2. Anlauf:

 

Nachdem ich aber weiterhin von Sperbern fasziniert war, bekam ich letztes Jahr einen neuen Nestling, den ich mit ca. 2 Wochen aus der Geschwister-Handaufzucht zur weiteren Handaufzucht übernahm. Meine kleine „Bibi Blocksberg“.

 

Zunächst habe ich die Kleine in einem geflochtenen Weidenkorb untergebracht, der unten mit Zweigen ausgelegt war, auf die ich ein zu einem Ring gedrehtes Handtuch legte. Sehr frühzeitig saß die Kleine dann auch auf diesem Ring bzw. wenig später auf dem Rand des Korbes. Diesen hatte ich in eine  Hundetransportbox und diese wiederum auf einen Tisch im Wohnzimmer gestellt.

 

Schließlich sollte Bibi ja an Menschen, Hunde, und über den Fernseher an eine breite Eindruckspalette gewöhnt werden. Da Sperber, wie auch Habichte, extrem weit schmelzen, hatte ich drei Seiten der Gitterbox mit Tüchern abgehängt und in dem Bereich vor der offenen Vorderseite, einen 2,20 m langen Bettbezug auf den Boden gelegt. Und das reichte so gerade aus ….

 

Die weitere Aufzucht erfolgte per runder Pinzette mit klein geschnittenen Babymäusen und ganz klein zerlegte Hühnerküken, die ich aber die ersten vierzehn Tage lang „ausgezogen“ hatte. Bei jeder Mahlzeit stupste ich ein bis zwei Fleischstücke in ein Kalk-/Vitaminpulver "Korvimin ZVT + Reptil". Soweit irgend möglich, stellte ich die Kleine mit Käfig auf den Balkon zum Sonne-Tanken; aber natürlich in den Schatten.

 

Und jeden Abend hieß es natürlich: Kuscheln! Das schien die Kleine allerdings mehr zu ertragen, denn zu genießen – zumindest als sie soweit fast trocken war. Als die Kleine anfing, im Käfig Flugübungen zu machen, war der Zeitpunkt gekommen, sie zunächst stundenweise, dann ganz in die neue Voliere zu setzen.

 

Beim Bau der Voliere war die kleine Bibi natürlich immer hautnah dabei. Bohrer, Tacker als Geräuschkulisse sowie das Herumtragen von Holzbalken etc. gehörten damit für die Kleine zum täglichen Programm. So entwickelte sich die Kleine dann auch zu einem recht ausgeglichenen Sperber-Mädchen.

 

Nachdem Bibi dann einige Zeit frei in der Voliere gestanden hatte, begann schließlich die Zeit der Konditionierung und des Abtragens. Zu diesem Zwecke machte ich die Kleine erst einmal in der Voliere am Block fest, ein Liegebrett an der Rückwand sowie eine Badebrente vor sich.

 

Dass das Mädel als Handaufzucht lahnte, bedarf wohl keiner Erwähnung. Allerdings ist dieses Lahnen nicht ganz so laut wie beim Habicht und eigentlich ganz gut erträglich. Zumal Bibi kein Dauerlahner war, sondern nur dann anfing, wenn sie mich im Garten bemerkte.

 

Die Konditionierung ist es nun, die mich bei einem so empfindlichen Vogel wie dem Sperber vor ernste Probleme stellte. Selbstverständlich hatte ich bereits den Klassiker in der Beizliteratur gelesen, nämlich von Jack Mavrogordato “Ein Beizvogel fürs Gebüsch“ (Verlag Peter N. Klüh). Auch wenn ich dabei feststellen musste, dass der Autor seine umfangreichen Erfahrungen und sein Wissen über den Sperber unter längst veränderten Rahmenbedingungen gesammelt hat, in denen z. B. Naturentnahmen ebenso „dazu gehörten“, wie die Beizjagd auf Singvögel, so hat mich ein Satz tief beeindruckt: „Es ist keine Schande, einen Sperber zu verlieren, weil er doch zu hoch in der Kondition war, aber es ist eine Schande, einen Vogel zu verlieren, weil er zu tief in der Kondition war“ (frei zitiert).

 

Und so beging ich auch bei diesem Sperber einen Anfängerfehler, indem ich das „voraussichtliche Jagdgewicht“, das mir der Züchter nannte, als wirklichen Anhalt nahm, nämlich ca. 240 g. In dem Bemühen, bei diesem sensiblen Vogel nichts falsch zu machen und ihn vor allem auf keinen Fall zu tief absacken zu lassen, ließ ich einen wesentlichen Grundsatz außer Acht: jeder Vogel ist anders, und nur durch genaues Beobachten D e i n e s  Beizvogels findest zu das ideale Einjag- und Beizgewicht heraus!

 

Eine Handaufzucht ist natürlich besonders tückisch. Da handaufgezogene Sperber auch sehr locke sind, absolvieren sie das „übliche“ Konditionierungsprogramm natürlich mit links – und sind die perfekten Blender! Meine Bibi hatte mit ca. 238 g einen super Appell, sowohl in der Voliere, wie auch im Garten – und sogar außerhalb an der Lockschnur. Schließlich hatte ich sie von klein auf herumgeschleppt und eine breite Palette von Umweltreizen gewöhnt. 

 

Und so kam er schließlich, der erste Jagdtag …

 

Und natürlich hatte ich Bibi hinreichend auf das Autofahren und das Fliegen aus dem Auto vorbereitet. Und natürlich fuhr ich lange herum, bis ich DIE perfekte Chance für meine Bibi gefunden hatte.

 

Die Scheiben waren unten, die Beute saß keine 5 Meter auf der Wiese! Also, Vogel raus – und ich konnte zusehen, wie meine kleine Killerschwalbe keinerlei Notiz von der als Beute vorgesehenen Taube nahm, ein Stück flog, Höhe gewinnend einen Bogen flog – und weit, weit entfernt in eine Baumgruppe flog!

 

Ich will es kurz machen. Der Tag war einfach nur schrecklich! Am frühen Vormittag hatte ich Bibi fliegen lassen, am frühen Abend konnte ich sie endlich, mit Ach und Krach, am anderen Ortsrand einholen. Dazwischen lagen viele Stunden, in denen ich Nonstop den Vogel immer wieder ortete und seine weitläufigen Standortwechsel begleitete, stets in der Hoffnung, dass er nicht irgendwo Beute macht…

 

Dabei hatte sich letztlich bewährt, nicht allein auf den Faustappel zu setzen, sondern den Vogel bei Zeiten an ein kleines Federspiel zu bringen. Mit diesem, befestigt an einer langen Schnur, habe ich Bibi dann wieder einholen können. Auf den Handschuh wäre sie mit Sicherheit nicht gekommen! Als ich diesen Jagdtag aufgearbeitet hatte, lag der Schluss nahe, dass die Kondition wohl doch nicht gestimmt hatte. Also, entsprechende Korrektur….

 

Und der zweite Jagdtag kam …

 

In meiner Sorge, diesen kleinen Vogel nicht zu weit herunter zu nehmen und in einen Zustand zu bringen, in dem es dann oft keinen Weg mehr zurück gibt, überprüfte ich die Kondition mit 228 g mit allen möglichen Tricks – perfekt!

 

Am nächsten Jagdtag fuhr ich lange herum und fand schließlich wieder eine perfekte Jagdchance. Meine Bibi war mit vielen Elstern, die mein Harris-Terzel „Ciddy“ in diesem Jagdjahr schon gefangen hatte, bestens auf dieses Beutewild konditioniert. Direkt am Straßenrand, über die Gegenfahrbahn hinweg, saßen 2 Elstern. Scheibe runter, Vogel raus!

 

Als ich zurückkam, um meinen Vogel von der Beute abzunehmen – kein Vogel da. Weder Elster, noch Sperber. Ich will es wieder kurz machen. Dieses Mal hatte ich nur ca. 3 Stunden lang meinen Vogel gesucht. Der Wechsel zwischen Anpeilen, rufen, Federspielschwingen – und Zuschauen, wie der Vogel doch ganz woanders hinfliegt, den mag der ein oder andere Falkner kennen. Es heißt immer, Kurzschwingenjäger fliegen nur bis in die nächste Dickung – bei meiner Bibi traf dies leider nicht zu. Am Rande einer Tongrube blieb sie schließlich sitzen, zumindest solange, bis ein Motocrossfahrer anfing, dort seine Runden zu drehen.

 

O.k., irgendwann war der auch wieder weg, es dämmerte bereits leicht. Immer wieder hörte ich meine Bibi – und schließlich kam sie auf da Federspiel geflogen. Toll, ich war soooo happy!

 

Zumindest so lange, bis ich sie vom Federspiel abnehmen wollte. Bibi trat über, hatte das kleine Federspiel (mit Küken drauf) noch in dem anderen Fang – und startete plötzlich durch. Mit Federspiel, mit Küken. Ich hätte heulen können …

 

Ich war so am Ende, vom Durch-Schwarzdornhecken-Krabbeln und Hinterherlaufen, ich konnte nicht mehr. Wenigstens bekam ich dabei aufmunternde Mails von Frank und Moni Klaus, die mitfieberten. Irgendwann blieb Bibi wohl mit der Schnur des Federspiels in einer Hecke hängen und verlor Federspiel und Küken – bevor sie sich einen vollen Kropf hatte holen können.

 

Glücklicherweise hatte ich in meiner Box im Auto noch ein weiteres Federspiel, und so gelang es mir, im letzten Büchsenlicht Bibi einzuholen. Völlig am Ende, aber mega glücklich ….

 

Warum ich das alles in epischer Breite erzähle ?

 

Einmal, um zu zeigen, dass Ausdauer auch bei der Suche nach einem verstoßenen Beizvogel oft doch noch von Erfolg gekrönt ist, auch wenn man den Vogel eigentlich schon aufgegeben hatte. Zweitens, um aufzuzeigen, dass natürlich auch dieses Mal der Fehler nicht beim Vogel, sondern bei dem Falkner gelegen hat – und die Kondition des Vogels offensichtlich immer noch nicht gestimmt hat!  Ich will es kurz machen. Bibi ist schließlich mit 209 g geflogen und hat wenig später ihre erste Elster gefangen!

 

Nachdem Bibi den Dreh einmal raus hatte, hatte ich in den verbleibenden Monaten des letzten Jagdjahres noch viele tolle Jagderlebnisse mit meiner kleinen Killerschwalbe. Einmal eingejagt, öffnete sich dann doch ein für einen Sperber breites Gewichtsspektrum, in dem Bibi erfolgreich jagte. Zwischen 210 und 225 g!

 

 

 

Aber auch mit einem eingejagten Sperber führen sowohl der ungeheure Mut dieses kleinen Beizvogels, als auch seine so geringe Größe manchmal zu unliebsamen Überraschungen…

 

So fuhren wir wieder einmal in „unsere“ Jagdreviere. Ein perfekter Jagdtag, nicht zu heiß, leicht bewölkt, Sperber in perfekter Jagdkondition.

 

Nach längerem Umherfahren sah ich über die Gegenfahrbahn hinweg auf einer Wiese in guter Jagddistanz zwei Elstern sitzen. Fenster runter, Vogel fliegt – und er hatte nach kurzem Verfolgungsflug Eine. Kurzer Kampf – shit, losgerissen. Sperber hinterher. Hoch, runter – Bibi fing sie in der Luft erneut, ging mit ihr runter – und sie riss sich wieder los! Und dann kam diese einzigartige Kampfeslust und auch Ausdauer des Sperbers zum Tragen! Er verfolgte sie quer über eine große Wiese hinweg – die Elster flog um ihr Leben und musste alle ihr möglichen Flugmanöver einsetzen!

 

Schließlich sah ich beide in eine Gruppe von Obstbäumen fliegen, weit entfernt. Aber nicht zu weit entfernt, um das Unheil für meinen kleinen tapferen Jäger nicht sehen zu können! Ein Krähenschwarm! Ich wendete mein Auto auf der Landstraße, so schnell ich konnte. Einige entgegenkommende Autos mussten „etwas stärker“ abbremsen, als ich über die Gegenfahrbahn fuhr. Wieder hatte ich neue Freunde gewonnen, die mir freundlich zuhupten!

 

Im Eiltempo zurück, nächste Abbiegung, in den Feldweg, dann zu Fuß weiter. Hier konnte ich schon sehen, dass die Krähen meiner Bibi hart zusetzten! Die Kleine saß auf dem Acker und wurde hart bedrängt. Ich befürchtete schon das Schlimmste! Ich rannte auf sie zu, näherte mich ihr auf die letzten Meter ganz langsam, sprach mit ihr und lockte sie. Sie saß völlig apathisch auf dem Acker und reagierte nicht. Als ich bei ihr war – flog sie senkrecht auf, schraubte sich in beachtliche Höhe und flog immer weiter Richtung eines kleinen Wäldchens am Ortsrand… Also zurück zum Auto, hinterher! Auto abstellen, Federspiel raus, denn eigentlich müsste sie ja am Rand des Wäldchens sitzen. Eigentlich…

 

Auch hier will ich es kurz machen. Der Empfang des Senders war immer wieder sehr schlecht. Keine Ahnung, warum. Ich fuhr quer durch den Ort, rundherum, führte Kreuzpeilungen durch, keine Ahnung mehr, wie lange. Irgendwann hatte ich sie wieder in der Anlage – wie schön kann so ein Piepston sein. Und, keine 300 m von dem Rand des Wäldchens entfernt, wohin ich sie vor 2 Stunden hatte fliegen sehen, hörte ich sie plötzlich auf mein Rufen antworten. Auch Lahnen kann sooo schön sein!

 

Und sie kam dann auch gleich aufs Federspiel. Offensichtlich hatte sie sich nach ihrem Krähenerlebnis wieder beruhigt. Was war das wieder eine Freude, an der auch die Jagdpächterin des Reviers, die gerade zufällig vorbeigekommen war, teilhaben konnte. Dieses Erlebnis zeigte mir nochmal, wie sehr man alle möglichen Umweltfaktoren beachten muss, bevor man einen Sperber fliegen lassen kann. Vielleicht mehr, als bei den meisten anderen Beizvögeln.

 

Nach meiner Erfahrung jagen und fliegen Sperber teilweise sehr weit. Ihr ungeheurer Mut verleitet sie auch zu Angriffen auf andere Vögel, die wir definitiv nicht jagen wollen und die so einem Winzling auch gefährlich werden können! Nicht zuletzt deshalb habe ich meinen Sperber ausschließlich auf Elstern abgetragen. Wenn meine Killerschwalbe etwas Weißes auf der Wiese sieht, flippt sie schon aus…

 

Anfangs fand sie auch Krähen interessant. Hierauf habe ich sie aber tunlichst nicht geflogen! Krähen sind meiner Meinung nach einfach mehrere Hausnummern zu groß und auch als Einzeltiere viel zu wehrhaft! Jeder Falkner, der Habichts- oder Harris-Terzel auf Krähen fliegen wissen, was das für einen Kampf geben kann – und diese fliegen mit dem 3-fachen Gewicht!

 

Gut, ich fliege meine Harris-Hawks auch auf Gänse. Auch da gibt es einen gehörigen Gewichts- und Größenunterschied. Aber die Harris packen die Gänse immer am Kopf und bringen so die Gänse zu Boden und sind vor Füßen und Schwingen der Gänse unerreichbar! Eine Krähe erreicht den Beizvogel entweder mit dem Schnabel und/oder wehrt sich mit den durchaus krallenbewehrten Füßen – zumal der Beizvogel sie fast ausschließlich von der Bauchseite her zu packen bekommt.

 

Der Vorteil, den Sperber ausschließlich auf Elstern zu fliegen ,scheint mir auch der zu sein, dass der Sperber das Fluchtverhalten dieses Beutewildes recht bald kennenlernt und sich beispielsweise in Baumgruppen nicht mehr so leicht abschütteln lässt. Es ist einfach nur toll zu sehen, wie die kleine Bibi einer Elster einfach nur am Hintern klebt, sie durch einen Baum hoch und runter verfolgt – bis diese sich irgendwann auch einfach ihrem Schicksal ergibt…

 

Wie jeder Falkner könnte ich jetzt weiter von vielen tollen Jagdtagen berichten, die ich mit meiner Bibi Blocksberg im zurückliegenden Jagdjahr erlebt habe. Ich bin froh, einen so tollen Vogel fliegen zu dürfen.

 

Meine vorangegangenen Schilderungen sollen ebenso wenig wie die nachfolgenden Passagen oberlehrerhaft erscheinen. Davon bin ich weit entfernt. Nur denke ich, dass nicht jeder Falkner dieselben Erfahrungen und Fehler wiederholen muss, die ich gemacht habe. Leidtragende sind immer unsere Beizvögel!

 

Und deshalb nachfolgend noch in der Zusammenfassung einige Erfahrungen und daraus folgend Tipps für den Umgang mit dem Sperber:

 

Meinen Sperber halte ich in der Jagdsaison in der Voliere am Block mit erreichbarem (und viel genutztem) Liegebrett an der Rückwand sowie Badebrente. Außerhalb der Jagdzeit frei in der Voliere. Eine Schleuse ist bei einem solch kleinen und unglaublich schnellen und wendigen Vogel absolutes Muss!

 

Sperber frei auf dem Block im Auto sitzen zu lassen halte ich – unabhängig von straßenverkehrsrechtlicher Problematik – für sehr gefährlich. Der Sperber hat eine so rasante Startgeschwindigkeit, dass er sich wahrscheinlich auch bei der kurzen Entfernung Block – Windschutzscheibe im Falle eines eigenmächtigen Losfliegens ernsthaft verletzen oder sich das Genick brechen kann.

 

Bei der Jagd aus dem Auto sollte man natürlich nicht unerwähnt lassen, dass man als Einzelfahrer den Vogel natürlich nur aus dem stehenden Auto fliegen lassen darf. Wenn der Sperber fliegen soll: immer auch das gegenüberliegende, also das Beifahrerfenster öffnen! Nicht nur einmal hatte mein Sperber offensichtlich Beutewild ausgemacht, das sich dummerweise auf der Beifahrerseite befand. Meine Bibi hat dann immer wieder einmal perfekt sitzendes Beutewild auf der Fahrerseite ignoriert und ist quer durchs Auto auf das zuerst gesehene Beutewild geflogen!

 

Das passiert auch dergestalt, dass der Sperber direkt vom Fenster aus vorne vor dem Auto vorbeifliegt, um auf die andere Seite zu gelangen. Auch hier gilt es höllisch aufzupassen…

 

Auch wenn ich hierzu zum Glück noch keine eigenen Erfahrungen habe: der Sperber jagt offensichtlich sein eigenes Spiegelbild. Daher sollte man die Jagd in der Nähe von größeren Glasscheiben etc. unbedingt vermeiden!

 

Einen Sperber sollte man meiner Meinung nach unbedingt auch mit Bells fliegen. Die kleinen Biester sitzen nach Jagdflügen gerne irgendwo in einem Baum und sie da auszumachen, ist aufgrund ihrer geringen Größe und der perfekten Tarnung kaum möglich. Und auch handaufgezogene Sperber legen das Kontaktlahnen irgendwann ab, wenn sie nur genügend Beute geschlagen haben.

 

Keine Ahnung, wie es die unsere Altvorderen gemacht haben. Aber ohne Sender sollte meiner Meinung nach kein Sperber geflogen werden – und sei er auch noch so locke. Oben hatte ich bereits einige Erlebnisse geschildert, die unweigerlich zum Verlust des Vogels geführt hätten, hätte ich meine Bibi ohne Sender geflogen. Und das ist ein durchaus ausgeglichener und locker Vogel – was man wohl nicht von allen Sperbern behaupten kann!

 

Bei anderen Beizvogelarten bin ich – vielleicht auch aus Unkenntnis – nicht so der Fan von Handaufzuchten. Beim Sperber allerdings schon. Das liegt daran, dass man bei einer Handaufzucht einen viel größeren gewichtsmäßigen Spielraum hat, in dem man mit dem Vogel jagen kann. Und der liegt bei dem geringen Gewicht des Sperbers schon nur bei ca. 15 g! Aus diesem Grunde würde ich einen Sperber auch nicht bei tiefen Minustemperaturen fliegen, da ein Sperber einen so schnellen Stoffwechsel hat, dass mir das Gewichtsmanagement hier zu heikel wäre.

 

Resümee:

 

Toll, dass wir den Sperber wieder offiziell als Beizvogel fliegen können. Es ist ein kleiner Vogel, sehr sensibel, aber mit einem unglaublich großen Herz!

 

Aus meiner Erfahrung kann ich aber nur bestätigen: Es ist absolut kein Anfängervogel! Selbst als durchaus erfahrener Falkner habe ich bei dieser Beizvogelart unglaublich viel dazu gelernt – nur konnte ich dabei auf Erfahrungen in der Haltung, dem Abtragen und der Jagd mit Habichten und Harris-Hawks zurückgreifen.

 

Ein Anfänger wird den Vogel mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren.

 

Orlik Frank

ODF Hessen