Mein Harris „Leo“ durfte Silvester eine Stunde vor Mitternacht bis um 2 Uhr morgens im Wohnzimmer verbringen, weil ich ihm nicht dem Stress der Böllerei aussetzen wollte. Außerdem gehört er, wie die Hunde auch, zur Familie. Aber eigentlich geht’s ja hier um Jagd. Deshalb sind wir gerne der Einladung von Kati und Alex Junker zur ersten Beizjagd im neuen Jahr am 05.01.2019 nachgekommen.
Ich war noch keine 30 Minuten unterwegs zum Treffpunkt, als ich auch schon im Stau stand. Zu dem Zeitpunkt dachte ich daran, wieder nachhause zu fahren, weil noch zig km Fahrt vor mir lagen. Heute bin ich froh, das ich weitergefahren bin und mit einer Stunde Verspätung ankam. Ganz in der Nähe vom Treffpunkt an den ersten Bauen standen Wolfgang mit „Sally“, Dorothee mit „Harry“ und Berthold machte mit seinen Frettchen die Kaninchen in den Bauen nervös. Die Frettchen hatten wohl gut zu tun und ließen sich lange nicht blicken. Ich habe mich dann spontan Alex und Dominik angeschlossen, wo wir (Leo und ich) direkt mitbeizen konnten. Alex hatte den jungen Harris-Terzel im ersten Flug von Dominik auf der Faust und Dominik flog sein 15 jähriges Harris -Weib „Norma.“ Jeder von uns hatte einige Flüge, die leider erfolglos blieben. Genau hinter mir und zwischen meinen Füßen sprang ein Kaninchen aus dem Bau. Leider war meine Reaktionszeit nicht die beste und es sprang direkt vor mir in den nächsten Bau.
Aus der Ferne konnten wir einen langen Flug quer über die Wiese beobachten, bei der „Sally“ letztlich mit Ausdauer zum Erfolg kam. Falknersheil Wolfgang! Leo hat es auch gesehen und wäre nur zu gerne dorthin geflogen, also habe ich ihn erst mal wieder gesichert, bis Wolfgang die Beute versorgt und sicher verstaut hatte. Nach zwei Fehlflügen konnte Leo ein Kaninchen nach einem schönen Flug kurz vor der Röhre binden und auch festhalten. Ich war froh und erleichtert, dass er es noch kann. Weil wir auf den letzten Jagden so einige Misserfolge bzw. keinen Erfolg hatten, entschloss ich mich, ihm die Beute ganz zu gönnen und ihn aufzuatzen, um den Erfolg zu festigen. Das Timing konnte besser nicht sein, weil sich alle zur Mittagsvesper versammelten. Frettchen „Andi“ hatte auch ganze Arbeit geleistet und kam aus dem jetzt sicherlich leeren Bau. Danke „Andi“, Danke Dominik. So verbrachte ich dann die nächste halbe Stunde neben Leo und habe mich über seinen Erfolg gefreut, während die anderen Mittag machten.
Mit einem Riesenkropf bei „Leo“ kamen wir zu den anderen am Treffpunkt zurück, die ihre Pause fast beendet hatten. Leo durfte in Ruhe im Auto weiter verdauen. Man hatte mir noch ein warmes Würstchen, Brötchen und kleine Nascherei aufgehoben und für einen schnellen Kaffee war auch noch Zeit. Kati mit Habicht und Steven mit Rotschwanzbussard „Jura“ waren nun in einem anderen Revierteil unterwegs. Leider hatte Steven Pech mit seinem Frettchen, was morgens im Bau verschwunden war und sich bis abends auch nicht mehr blicken ließ. Ich drücke euch die Daumen, dass es wohlbehalten wieder auftaucht. So oft und so viele Mal geht alles gut. Wenn es dann mal nicht gut geht, leiden wir alle um die stillen Jagdhelfer, ohne die die Kaninchenjagd nicht möglich wäre. Das drückt die Stimmung ganz gewaltig, weil sie auch dazugehören.
Nach der Mittagspause flog Dominik seinen jungen Terzel zusammen mit seinem Weib Norma in Kompanie. Es folgte ein außergewöhnlicher Flug. Gemeinsam jagten sie einem Kaninchen nach, beide Vögel waren nah dran und trotzdem rettete sich das wehrhafte Kaninchen mit einem Riesensprung. Schade, dass es nicht geklappt hat und der Terzel somit noch keinen Namen bekommen hat. Bei der Aktion hatte auch einer der Vögel seinen Sender verloren. Die Ortung hat funktioniert, und so konnte Dominik den Sender sicher umkreisen und letztlich auch wieder finden.
In der anderen Gruppe hatte Dorothee inzwischen Sally übernommen, die deutlich jagdschärfer war als Harry. Berthold wollte noch einen letzten Bau frettieren. Und Dorothee ging es wie mir zwei Stunden zuvor. Direkt unter ihr sprang ein Kaninchen aus dem Bau mitten durch ihre Füße. Der Ärger und die Lacher waren groß. Wo soll man sich bei einem Schweizer-Käse-Bau auch richtig hinstellen? Jagd ist immer wieder überraschend, außergewöhnlich und anders. Oft steht man eben nicht am richtigen Platz.
Wir hatten wieder mal einen wunderbaren Jagdtag, mit reichlich gesunden Kaninchen im Anblick, auch wenn die meisten leider nur kurz von Bau zu Bau geflüchtet sind. Jeder von uns hatte Chancen und Flüge, der eine hatte mehr Glück, der andere weniger. Wir hatten einen erfolgreichen Jagdtag, einen schönen gemeinsamen Abend bei Kati und Alex zu Hause, und ich danke euch für die Kameradschaft und den Zusammenhalt in der Truppe. Jeder unterstützt jeden und jeder freut sich für jeden. Es macht einfach Spaß mit euch.
Ich freue mich aufs neue Jahr, wünsche euch viel Anblick, gesundes Beizwild und vor allem Falknersheil.
Kerstin Baldschun
ODF Hessen