Wie immer an den Wochenenden in der Beizsaison trafen wir uns in wechselseitiger Absprache zur Beizjagd. Am 06.02.2016 und letztes Wochenende ging es auf Rabenkrähen mit Habicht und Wanderfalke. Dafür haben wir unsere „Spezialisten“, Alexander Schäfer und Orlik Frank mit Habichtsterzel und Thomas Schneider mit Tochter Janin Kristin mit ihrem weiblichen Wanderfalken. Wolfgang Post und ich haben sie dabei begleitet. Alexander hatte mehrere Flüge, wobei diese immer knapp ausgingen, letztlich hat er aber doch eine Krähe erbeutet. Orlik hatte etwas Probleme mit seinem Habichtsterzel, da dieser die ungewohnte Situation mit mehreren Falknern und fremdes Revier scheute. Thomas musste etwas länger suchen, damit das Gelände für einen optimalen Flug seines Beizvogels passte. Als eine Gelegenheit da war, warf er seinen Vogel, der den Krähenschwarm in einen Baum jagte, darüber anwartete und Scheinstöße unternahm. Thomas lief zu dem Ort und scheuchte mit seiner Holzrätsche die ersten Krähen aus dem Baum. Der Falke stieß herab, schlug und band eine Rabenkrähe, landete mit ihr auf dem Boden und biss mit seinem Schnabel das Genick durch, noch bevor Thomas bei ihm war. Toll anzusehen, spektakulär und nur wir Falkner wissen, wie viel Arbeit darin steckt, solche erfolgreiche Beizvögel auszubilden. Für beide Vögel war nach diesem Flug die heutige Jagd beendet und sie bekamen wie immer einen vollen Kropf auf ihrer Beute.
Heute am 07.02.2016 ging es wieder, wie so oft, auf Kanin. Es lief in der Regel ab wie immer, nach einer kurzen Besprechung bildeten wir zwei Gruppen und zogen von Bau zu Bau. Kerstin Baldschun und Xenia Flaum hatten in ihrer Gruppe eine Begegnung der besonderen Art. Als Kerstin ihren Harristerzel nach einem Fehlflug zurückrief, machte sie dabei drei Wildschweine im Unterholz hoch, die gemütlich davontrabten.
Milena Wohlfarth mit Mutter Simone und ich bildeten die zweite Gruppe. In beiden Gruppen hatten wir, wie schon so oft, auch Gäste dabei, die uns, und unsere hessische Komturei, sowie die Beizjagd an sich einmal kennen lernen wollten. Nach dem gemeinsamen Imbiss am Mittag, wozu sich die Gruppen wieder trafen, ging es nun gemeinsam weiter zu etwas dichter bewachsenen Bauen, da wir uns hier mit einer größeren Anzahl von Falknern besser abstellen konnten. Als ein Kanin sprang, jagte mein Harris zu früh an und das Kanin sprang wieder in eine andere Röhre des mit querliegenden Bäumen und kniehohen Brombeeren bewachsenen Baues. Mein Harris stellte sich in ca. 5 m Höhe auf den Ast eines Baumes, der sich dort befand. Plötzlich ließ er sich senkrecht fallen, was ich noch mitverfolgen konnte und band das Kanin im Bewuchs, wie mir die anderen zuriefen. Siegessicher, gemütlich und freudestrahlend ging ich zu meinem Vogel und hatte die Beute schon gedanklich in meiner Falknerweste. Was er einmal gepackt hat, lässt er auch nicht mehr los. Doch dieses Mal hatte sich das Kanin in sich rund eingerollt, mit dem Kopf unter seinem Bauch, so dass der Harris es nicht wie sonst am Kopf packen konnte.
Als ich dann knapp zwei Meter vor beiden war, eräugte mich das Kanin. In einer letzten, enormen Kraftanstrengung, sprang es mit dem Vogel hoch in die Luft und streckte sich dabei, machte sich lang und konnte sich so von meinem Harris losreißen. Um diese Jahreszeit sind die Kanin natürlich körperlich sehr stark, was wir auch an den anderen, die wir heute fangen konnten, gesehen haben. Der Vogel (und ich erst) waren von dieser Aktion völlig verblüfft, er nahm zwar noch mal die Verfolgung auf, konnte es aber bis zur nächsten Deckung nicht mehr erreichen. Mein Gesicht sprach Bände und die „freundlichen Kommentare“ meiner heute mal nur weiblichen Mit-Falknerinnen machten es auch nicht gerade besser. Ja, so was hatte ich nach einem „Zugriff“ meiner Harris schon sehr lange nicht mehr erlebt und sollte den Rat der Damen beherzigen, mich vielleicht in Zukunft etwas schneller zu bewegen! So war es wieder ein erlebnisreicher Jagdtag des ODF Hessens mit netten Leuten, tollen Flügen und Beute haben wir ja schließlich auch noch gemacht.
Berthold Geis
Komtur Hessen
Mit Kerstin Baldschun, Milena und Simone Wohlfahrt, Xenia Flaum sowie einigen Gäste des ODF Hessens