Am 22. November 2015 trafen wir uns wieder einmal zur Beizjagd auf Kanin. Da gleichzeitig in einem anderen Revier unsere reine ODF-Hessen-„Frauenbeizjagd“ stattfand, von der noch berichtet wird, hatte ich heute einmal dazu ein paar Gäste aus anderen Landesverbänden eingeladen. Den Komtur vom ODF Baden-Württemberg, Alexander Huber mit Frau Bianca, sowie aus NRW Andreas Wagner mit seiner Freundin Sigrid Euteneuer. Dazu kam noch ein an der Beizjagd interessierter Gast, Fabian aus Oettingen.
Bei kaltem, nassen Wetter, die Nacht davor hatte es noch geregnet und auch die ersten Schneeflocken waren gefallen, streiften wir mit 5 Harris-Hawks und 6 Frettchen durch ein dichtes Waldrevier. An dieser Stelle wie immer auch unser großer Dank an den Jagdpächter, der uns dies ermöglichte. Zum Glück blieb es bis zum Schluss trocken und erst nach Ende der Jagd fing es an, zu schneien.
Im anspruchsvollen Gelände sprang auch gleich aus dem ersten Bau ein Kanin, das von Alexanders Harris-Weib vehement angejagt und verfolgt wurde. Leider entkam es, geschickt Sträucher und Bäume und umher liegendes Totholz als Deckung ausnutzend. Auch aus den nächsten Bauen flitzen die Kanin nur so heraus, wir hatten mit unseren Vögeln tolle Flüge, aber leider keinen Beizerfolg. Mein Harris-Weib „Sunny“ flog auf einen Baum und baumte dort oben auf, ich hatte anschließend die größte Mühe sie wieder herunterzulocken. Sichtlich frustriert saß der Vogel dort oben und war mehr an einem Eichhörnchen ein paar Bäume weiter interessiert, als an dem Leckerbissen in meiner Faust. Als ich ihn dann schließlich doch auf einen Balg herunterlocken konnte, brachte ich sie zunächst wieder zurück in ihre Transportbox ins Auto. Ich wollte es am Nachmittag noch mal mit ihr probieren, da ihre Kondition doch wohl etwas zu hoch war oder sie heute eben einfach keine richtige Lust hatte, sie sind ja keine Maschinen. So hatte ich die Hände frei und konnte somit besser mit den Frettchen die Baue für meine Jagdkameraden frettieren.
Ganz in unserer Nähe machten Rabenkrähen plötzlich einen großen Lärm. Sofort vermuteten wir einen wilden Habicht in der Nähe, der in diesem Gelände ebenfalls erfolgreich die Kaninchen bejagt, wie wir schon öfters durch Rupfungen festgestellt haben. Das Frett war im Bau und Andy oder Alex sollten als nächstes ihren Harris freigeben, je nachdem, in welcher Nähe oder Richtung das Kanin springen würde. Und es sprang auch aus dem Bau, floh aber genau durch die Mitte von den beiden Genannten. Jeder hielt seinen Vogel fest, weil er dachte, dass jeden Moment der andere seinen Vogel frei gibt. Blöd auch, dass sich ein Kaninchen nicht an unsere Absprachen hält und seine eigenen Wege davonflieht. So einfach machen sie es uns nun doch nicht. So blickten wir uns alle verdutzt an und das Kanin entkam unbejagt. Kaum hatten wir unsere Blicke, die dem geflohenen Kanin galten, wieder dem vor uns liegenden Bau zugewandt, klagte plötzlich keine 60 m von uns entfernt ein Kanin, genau aus der Richtung, in die das entkommende geflohen war. Was war denn jetzt los? Verblüfft schauten wir uns alle an und in die Runde, jeder Vogel saß noch auf der Faust seines Falkners, das Frettchen war noch im Bau vor uns und alle anderen Frettchen in ihren Transportboxen neben uns. Mein anderer Harris war doch sicher im Auto, oder nicht? Er ist ja die freie Folge gewohnt und kann uns doch nicht unbemerkt gefolgt sein?
Also lief ich schnell in die Richtung, wo ich das Klagen vernommen hatte und traute meinen Augen nicht. Saß doch ein adultes, starkes Habichtsweib auf dem Kanin, was uns gerade entkommen war!! Geschlagen von einem wilden Habicht, keine 60 m von uns entfernt! Dieser hatte die Gunst des Augenblicks genutzt und das Kanin geschlagen. Durch die engstehenden Bäume und Sträucher hatten wir das nicht bemerkt, erst als es laut klagte. Er uns auch nicht? Natürlich ließ er es aus seinen Fängen, als er mich nun bemerkte und flog davon. Das Kanin war schon mehr tot als lebendig, es lief mehrmals in einem Kreis von ca. 1-2 m Radius. Ich konnte es mit der Hand einfangen, fing es mit meinem Falknermesser ab und kam freudestrahlend mit dem Kanin zurück zu meinen Kameraden. So wurde es doch noch unsere Beute. Pech für den Habicht, aber damit hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet, sonst hätte ich es ihm selbstverständlich verdientermaßen überlassen und mich ungesehen zurückgezogen. Aber ich denke mir, für diesen erfahrenen Habicht wird es ein leichtes sein, in der Abend- oder Morgendämmerung, wenn sich die Kanin aus ihren Bauen trauen, sich ein weiteres zu fangen.
So ein Erlebnis, mit einem Wildhabicht, hatte ich noch nicht gehabt und ich werde sicher auch noch lange davon zehren und erzählen. Natürlich haben wir Falkner das große Glück, solche Erlebnisse mit unseren Beizvögeln, ob Habicht oder Harris, öfters hautnah zu erleben und mich persönlich fasziniert es immer wieder. So auch am heutigen Tag, welch tolle und herrliche Flüge konnten wir alle mit verfolgen. Ob sie letztlich erfolgreich waren oder nicht, spielt zunächst mal keine Rolle. So etwas mitzuerleben, gemeinsam mit Frettchen und Beizvogel ein Team zu bilden und auch gemeinsam mit meinen Falknerkollegen/innen zu jagen, immer wieder neue Eindrücke auf der Jagd zu bekommen, das wird den meisten Menschen niemals zu Teil werden. Wir werden es aber an die nächste Falknergeneration im Orden Deutscher Falkoniere weitergeben, so wie wir es von der vorherigen gelernt haben.
Klar will man auch Beute machen und im Verlauf des Tages war auch jeder eingesetzte Beizvogel noch erfolgreich und konnte auf seiner Beute aufgeatzt werden. Das ist natürlich nicht immer so. Als zum Schluss dann jedes Frettchen wieder sicher zurück in seiner Transportbox war und auch die Vögel gesund auf unserer Faust standen, machten wir noch ein Abschlussfoto und traten dann den Heimweg an.
Jetzt, wo ich diesen Bericht schreibe, denke ich gerne an den heutigen Tag zurück, sitze am warmen Kachelofen, bin angenehm müde und genehmige mir ein kühles Bier. Ja, ich bin Falkner, jage gemeinsam mit meinem Vogel und bin in gewisser Weise stolz und glücklich dabei. Werden das aber folgende Generationen auch noch sein können und Jagd so erleben wie wir? Oder schafft es diese unselige Politik, die nicht nur hier in Hessen von den „Grünen“ betrieben wird, aus ideologischen Gründen unterstützt von sogenannten „Tierschützern“, dieses jahrtausendealte Kulturgut Falknerei zu vernichten?
Berthold Geis
Komtur
ODF Hessen
sowie Alexander Huber mit Frau Bianca und Andreas Wagner mit Sigrid Euteneuer